Wunder, Visionen und Geheime Gesellschaften
Wie sollen Katholiken Wunder und Visionen einschätzen? Wie sollen sie auf das Opus Dei reagieren?
In diesem Vortrag erklärt Dr. Dr. Gregorius Hesse, warum Geheimgesellschaften wie die Freimaurer, das Engelwerk und das Opus Dei für Katholiken irreführend sind. Er beleuchtet ihre antichristlichen Ziele und Lehren, die oft unter dem Deckmantel des Guten verborgen sind. Des Weiteren kritisiert er moderne Marienerscheinungen und Wunder, die nicht mit der katholischen Lehre übereinstimmen, und liefert eine Anleitung, wie Gläubige zwischen echten und falschen Visionen unterscheiden können, indem sie diese kritisch anhand der überlieferten Lehre der Kirche prüfen und sich nicht von Sensationslust leiten lassen.
Leider sind die ersten paar Minuten dieses Vortrags aufgrund eines technischen Versagens nicht aufgezeichnet worden. Dr. Hesse begann seinen Vortrag nach einer kurzen Begrüßung direkt mit dem dritten Punkt seines Programms: Geheimgesellschaften. Hier steigen wir ein.
Fatimas Prophezeiung und die Weihe Russlands
Die Gottesmutter in Fatima hat eine klare Bedingung für die Bekehrung Russlands genannt: Der Heilige Vater muss Russland zusammen mit den Bischöfen dem unbefleckten Herzen Mariens weihen. Es reicht nicht aus, wenn der Heilige Vater die ganze Welt weiht oder Russland allein, oder mit nur einigen Bischöfen. Diese spezifische Weihe ist bis heute nicht geschehen.
Deshalb ist auch nicht eingetroffen, was die Gottesmutter für den Fall der vollzogenen Weihe verkündet hat, nämlich dass sich Russland bekehren wird. Es wäre absurd zu behaupten, dass Russland sich bekehrt hat. Ein Land, in das heute Polinnen zur kostenlosen Abtreibung fahren, weil dies in Polen verboten ist, kann sich nicht bekehrt haben. Es ist absurd zu behaupten, dass ein Land, in dem der Mord an unschuldigen Kindern als medizinischer Eingriff angesehen wird, bekehrt ist.
Da diese Weihe nicht vollzogen ist, hat die Gottesmutter angekündigt, dass dasselbe Russland das Instrument der Bestrafung durch Gott sein wird. Dies ist eine Prophezeiung aus einer Erscheinung, die mit Sicherheit echt ist.
Treffen in Rom und Kritik an der Kirchenleitung
Wir haben uns in Rom versammelt, um die Bischöfe über diese Tatsache zu informieren. Das Staatssekretariat des Vatikans hat jedoch dieselben Bischöfe aufgefordert, unserem Treffen fernzubleiben. Ein Erzbischof aus Neuguinea berichtete, dass er vier Faxe von der Nuntiatur erhalten habe, die ihn ausdrücklich vor der Teilnahme warnten.
Bei diesem Treffen habe ich nicht nur über die fehlende Weihe gesprochen, sondern auch – auf Anfrage – was in unserer Kirche heute noch alles nicht stimmt. Dazu gehört die Tatsache, dass selbst der Heilige Vater nicht das Recht hat, eine neue Liturgie zu verkünden. Dies ist im Konzil von Trient (siebte Sitzung, Kanon dreizehn) nachzulesen: „Wer behauptet, dass irgendjemand den Ritus ändern kann, der sei ausgeschlossen.‟
Einige Bischöfe zeigten Interesse an dieser Tatsache. Wir werden sehen, was sich daraus ergibt. Ich bin kein Prophet.
Geheimgesellschaften: Die Freimaurer
Ich möchte zuerst die Geheimgesellschaften behandeln, da sie am leichtesten verständlich sind.
Die Freimaurer behaupten, bis auf Adam und Eva zurückzuführen zu sein. Das stimmt insofern, als die Freimaurerei versucht, wie Gott zu sein, und Adams Erbsünde ja der Versuch war, wie Gott zu sein. Rein sündenhistorisch ist dies korrekt.
Organisatorisch sind die Freimaurer jedoch nicht älter als die gotischen Bauhütten. Um eine gotische Kathedrale zu bauen, war ein gigantisches Unterfangen nötig, und das Wissen über Architektur war kostbar und gehütet. Die Baumeister schlossen sich zu Zünften zusammen, genannt Bauhütten.
Sehr schnell wandten sich einige dieser Bauhütten vom Glauben ab. Sie wussten, dass sie ungeheuer viel wussten und vergaßen, was sie alles nicht wussten. Das erste Mal, dass die Kirche unangenehme Aktivitäten von Baulogen feststellte, war 1189 beim Konzil von Lyon, wo okkulte Praktiken untersagt wurden. Die Sage vom Meister Pilgram beim Bau des Stephansdoms in Wien hält diese Tatsache in sagenhafter Form fest.
Später sagten sich diese Baulogen endgültig von der Kirche und ihrem eigentlichen Bauamt los. Sie nahmen die Symbolik des Baus (z.B. Maurerzeichen an Steinen) und Kleidungsstücke (Maurerschürze) und machten daraus religiöse Symbole. All dies diente dem Zweck, eine Gegenkirche zu bilden. Die Freimaurerei bezeichnet sich selbst als Gegenkirche.
Am 24. Juni 1717, dem Tag des heiligen Johannes des Täufers, schlossen sich mehrere Logen in London zur ersten Großloge der Freimaurerei zusammen. Seitdem hat die Freimaurerei einen enormen Einfluss in der Gesellschaft.
Ziele der Freimaurerei
Wenn man einen Freimaurer fragt, was er tut, wird er sagen, er versuche, die menschliche Natur und Gesellschaft zu verbessern. Es ist nicht abzustreiten, dass neben dem Schlechten auch das eine oder andere Gute aus der Freimaurerei hervorgegangen ist, so wie es auch dem Teufel nie gelingt, nur Böses zu tun.
Der eigentliche Zweck der Freimaurer ist jedoch in Voltaires Satz „Écrasez l’infâme!‟ klipp und klar gesagt: „Zerschlagt die Schandbare!‟ Gemeint ist die katholische Kirche. Die Freimaurerei hat es sich zum direkten, klaren und unbestrittenen Ziel gesetzt, die katholische Kirche zu vernichten.
Sie möchte, dass es auf der Welt nur eine große Religion gibt – etwas, das wir aus der Ökumene kennen – unter deren Schutzmantel alle anderen kleinen Religionsgemeinschaften tun und lassen können, was sie wollen, solange es nicht beherrschend in der Gesellschaft wird.
Die Freimaurerei versucht, den Menschen an die Stelle Gottes zu setzen. Damit sind wir wieder bei der Ursünde Adams. Die Schlange sagte zu Eva: „Wenn du von diesem Apfel isst, wirst du sein wie Gott, weil du gut und böse unterscheiden können wirst.‟
Intelligente Freimaurer glauben nicht, dass sie wirklich wie Gott sein können. Sie wollen stattdessen den Spieß umdrehen: Sie wollen dafür sorgen, dass alle Menschen nach ihrer Art und Weise, nach ihrer Fasson leben, das heißt in unchristlicher und antikatholischer Weise. Dann brauchen sie nicht mehr zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.
Von Satan verführt, wollen die Freimaurer Gott loswerden. Sie wissen, sie können nicht sein wie er, aber sie wollen die Zehn Gebote und damit Gott loswerden. Sie wollen nicht mehr tun müssen, was Gott befiehlt. Einer ihrer Wahlsprüche lautet: „Jeder tue, was ihm gefällt.‟ Das ist Antichristentum.
Der heilige Paulus definierte Freiheit als die Möglichkeit, seine Pflicht zu tun. Der Mensch, der wirklich immer seine Pflicht tut und Gott folgt, der ist frei – frei von der Sklaverei der Sünde. Das ist die katholische Definition von Freiheit.
Die Freimaurer definieren Freiheit als Freiheit von jedem Zwang. Wohin das führt, hat Christus bereits gesagt: Der breite Weg in die Hölle. Und das genau wollen sie.
Da nicht jeder Mensch bereit ist, so eindeutig gegen die Kirche vorzugehen, tarnen sich die Freimaurer, indem sie sagen: „Wir wollen nur die Gesellschaft verbessern, wir wollen nur Gutes tun, wir wollen dem Menschen helfen.‟ Beachtet: Sie wollen niemals einem Christen helfen, niemals unserem Herrn Jesus Christus am Kreuz Trost spenden, sondern immer nur einem Menschen helfen. Es geht um die Menschlichkeit, etwas, das heute groß in päpstlichen Enzykliken zu lesen ist: Menschlichkeit, Mensch an erster Stelle.
Jener Ausspruch: „Der Mensch ist das Ziel der Kirche.‟ Das ist freimaurerisches Denken, dass der Mensch zum Selbstziel wird, sich von Gott loslöst und daher die höchste Kreatur ist. Ich glaube, ihr versteht allein aus dieser Tatsache heraus, um welche Bosheit es sich hier handelt.
Geheimgesellschaften in der Kirche
Die Kirche hat in zweitausend Jahren immer in ihrem Kirchenrecht ausgedrückt, dass es in der Kirche keine geheimen Gesellschaften geben darf. Die katholische Kirche ist die einzige Gruppe, die einzige Religion, die die ganze Wahrheit hat und daher überhaupt die Wahrheit hat. Jemand, der nur die halbe Wahrheit hat, hat gar keine Wahrheit, weil er nicht wissen kann, was richtig und was falsch ist.
Eine der großen Lügen des Zweiten Vatikanischen Konzils ist, dass die anderen Religionen auch Wahrheit haben. Das stimmt nicht. Sie haben Schatten dieser Wahrheit. Sie können mit dieser Wahrheit nichts anfangen, denn wir können mit der Wahrheit nur dann etwas anfangen, wenn wir die gesamte Wahrheit umarmen. Darum heißt ja auch Katholik: kath-holos, um das Ganze herum, die Ganzheit. Katholik ist nur, wer die ganze Wahrheit ohne jeden Abstrich annimmt. Alle anderen sind Nicht-Katholiken und haben objektiv keine Heilsmöglichkeit.
Es ist daher zwangsläufig unsinnig, in der katholischen Kirche irgendeine Gruppe in Betrieb setzen zu wollen, die geheimen Ursprungs ist oder geheime Statuten hat oder geheime Ziele. Es kann in der katholischen Kirche nichts geben, was geheim ist. Kein Katholik geniert sich für die Wahrheit.
Wenn ein Kloster oder eine Bruderschaft (wie die Bruderschaft Sankt Pius X.) ihre Statuten geheim hält, dann nicht, weil darin etwas steht, was wir ohnehin nicht wissen, sondern weil bestimmte Dinge unterstrichen werden, die dann ein einfacher oder weniger einfacher, nörgelnder Gläubiger, wenn er sie in die Hand bekommt, dem Abt ins Gesicht reiben kann. Die Benediktiner haben die Aufgabe „Ora et Labora‟; die Dominikaner predigen; die Franziskaner leben die Armut. Jede Ordensregel hat ihr eigenes Ziel. Wenn sie veröffentlicht würden, würden Laien sofort Mängel anprangern. Dies ist der einzige Grund, warum in der Kirche Statuten geheim gehalten wurden. Aber dass eine Gesellschaft an sich auf etwas Geheimem beruht, das hat die Kirche niemals erlaubt.
Das Engelwerk
Ich muss nun von zwei Geheimgesellschaften sprechen, die in der Christenheit viel Verwirrung anrichten: das Engelwerk und das Opus Dei.
Das Engelwerk ist dadurch entstanden, dass eine gewisse Frau Maria Bitterlich angab, sie hätte Visionen gehabt, in denen ihr diktiert worden sei. Sie hat ungeheuer viel geschrieben; im Original ist es ein riesiger Stapel Papier. Niemals in der gesamten Weltgeschichte ist durch eine Vision so viel Papier diktiert worden, nicht einmal der seligen Maria von Agreda, die das Leben Jesu und der Gottesmutter beschrieben hat.
Der Sohn dieser Maria Bitterlich wurde Priester und dehnte das Engelwerk aus. Es wurde in mehreren Diözesen, ich glaube in dreiundfünfzig, anerkannt, ist aber im Grunde eine Geheimgesellschaft. Sie weigern sich nicht, ihre Statuten herauszugeben, wie viele Orden es tun, aber sie weigern sich, ihre sogenannte Glaubensgrundlage jemandem in die Hand zu drücken, der nicht Mitglied des Opus Angelorum, des Engelwerkes, ist.
Nachdem es überall „Verräter‟ gibt, habe ich diese Bücher natürlich längst in der Hand, und zwar seit fünfzehn Jahren. Es ist ein zweibändiges Werk, ein Engelkalender, in dem festgestellt wird, welche Engel an welchem Tag zu feiern sind.
Die katholische Kirche hat zweitausend Jahre gelehrt, dass wir drei Engelnamen kennen: Gabriel, Michael und Raphael. Alle anderen Engelnamen kommen nicht aus der Heiligen Schrift, sondern aus den sogenannten Apokryphen. Apokryphen sind Bücher, die vorgeben, Heilige Schrift zu sein, von der Kirche aber nie anerkannt worden sind, weil sie nicht ganz die Wahrheit enthalten. So gibt es zum Beispiel ein Evangelium vom Apostel Thomas oder Briefe von angeblichen Aposteln. Im Alten Testament gibt es das Buch Henoch, das von keinem Konzil oder Papst als echt anerkannt wurde. In diesem Buch stehen unzählige Engelnamen, die natürlich im Engelwerk übernommen worden sind.
Christus ist nicht sonderlich daran interessiert, uns sämtliche Engelnamen wissen zu lassen, sonst hätte er das ja im Neuen Testament mit dem Abschluss der Offenbarung durch den Tod des letzten Apostels wissen lassen. Es gibt nirgendwo in der kirchlichen Tradition auch nur irgendeinen Hinweis auf einen vierten, fünften oder sechsten Engelnamen oder mehr. Diese Priester des Engelwerkes sollten auch wissen, dass Dämonen, wenn sie nicht gezwungen werden, die Wahrheit zu sagen, sehr wohl weiter lügen können. Es kann also ohne weiteres ein Dämon auftauchen und sagen: „Ich bin dein Schutzengel, mein Name ist soundso.‟
Die Engelnamen, die im Engelwerk verwendet werden, sind nicht nur aus diesem unechten Buch Henoch, sondern es sind ganz ungeniert Namen von Dämonen dabei. Das Engelwerk leugnet das nicht einmal. Sie sind entsetzt, wenn der gelehrte Dominikaner Professor Van der Ploeg nachweist, dass die gesamte Lehre des Engelwerkes, die Aufzeichnungen der Maria Bitterlich, im kabbalistischen Sinne zu interpretieren sind – also Zahlenmystik statt Wahrheit.
Die Tatsache, dass das Engelwerk als „konservativ‟ gilt, ist nur einer der Tricks. Wenn der Teufel uns reinlegen will, wird er sich bestimmt nicht als ein Hans Küng präsentieren. Bei uns muss er sich mehr Mühe machen: Er wird sich zuerst als Konservativer präsentieren müssen. Der heilige Pius X. macht in seiner Enzyklika Pascendi Dominici Gregis (1907) klar: Progressisten, Konservative, alles nur Schwindel, alles nur eine Erfindung. In Wirklichkeit sind sie alle Modernisten. Wir müssen uns mehr vor den Konservativen hüten als vor den Liberalen; die Progressiven haben uns nichts zu bieten. Die Konservativen hingegen können den Eindruck des Katholischen machen und genau hinter diesem Schafspelz den Wolf verstecken, wie es im Evangelium steht.
Das Opus Dei
Die dritte Geheimgesellschaft, die ich heute erwähne, ist das Opus Dei. Es ist von allen Geheimgesellschaften der gesamten Weltgeschichte das intelligenteste Werk. Es heißt Opus Dei, „Werk Gottes‟. Ich wage zu bezweifeln, dass der Gott, der in diesem Opus Dei angesprochen wird, Vater, Sohn und Heiliger Geist ist, denn ich werde euch ein paar Zitate aus dem Werk des Gründers selbst geben.
Ich habe die Lebensgeschichte von Josémaría Escrivá de Balaguer, dem Gründer des Opus Dei, mit großer Aufmerksamkeit gelesen und kann seinen priesterlichen Eifer, seine Einsatzbereitschaft, seinen Fleiß und seine persönliche Frömmigkeit nur bewundern. Täuscht euch nicht: Ich spreche nicht darüber, was das für ein Mensch oder Priester gewesen ist. Ich spreche nur darüber, was er angerichtet hat und nicht, warum.
Das insgesamt schlimmste Dokument des ganzen Zweiten Vatikanischen Konzils ist auch das letzte, Gaudium et spes, über die Kirche in der Welt von heute. Ich halte hier in der Hand José María Escrivás zweites Buch, Die Spur des Sämanns. Im Vorwort schreibt Bischof Alvaro del Portillo, der Nachfolger des Gründers: „Jesus ist das Urbild des geheiligten Menschen, dem ein Christ sich anzunähern versuchen muss, denn ‚Christus, der Erlöser, macht dem Menschen den Menschen selbst voll kund’.‟ Hierbei wird auf Gaudium et spes 22 und Redemptor Hominis 10 verwiesen.
Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil (1962) hat die Kirche 1962 Jahre lang fest geglaubt, dass das Evangelium Gott dem Menschen kundtut, nämlich Vater, Sohn und Heiligen Geist. Das Evangelium hat also den Zweck, uns die Unterscheidung der göttlichen Personen mitzuteilen. Aber hier wird zitiert, dass im Evangelium der Mensch sich dem Menschen voll kundtut. Das Opus Dei sagt selbst: „Das ist von uns.‟
Ihr erinnert euch, dass ich darüber gesprochen habe, dass nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in Dei Verbum der Traditionsbegriff geändert worden ist und somit nicht mehr katholisch ist, weil es in der katholischen Lehre überhaupt keine Änderung jemals geben kann. Die Wahrheit kann sich nicht ändern. Christus kann sich nicht ändern, Gott ist nicht veränderlich. Christus hat gesagt: „Ich bin die Wahrheit‟, folglich kann sich die Wahrheit nicht ändern. Punkt.
Die Tradition ist vom Ersten Vatikanischen Konzil dogmatisch definiert worden als das, was die Apostel aus dem Munde Christi gehört haben. Das Zweite Vatikanische Konzil definiert die Tradition aber als etwas, was einem Fortschritt unterworfen ist. Es sagt: Die Tradition ändert sich mit dem Studium und dem Nachsinnen der Gläubigen. Das heißt, wenn wir schön brav alle meditieren, dann können wir zur Tradition der Kirche etwas beitragen.
José María Escrivá de Balaguer sagt in Punkt 428 dieses Buches: „Wir müssen danach streben, die fundamentalen Lehren der Tradition zu erneuern, etwa in der Philosophie und Geschichtsinterpretation. Ein waches Gespür für die zeitgenössischen Denkströmungen und wissenschaftlichen Tendenzen haben. Schließlich eine positive und offene Haltung gegenüber den zeitbedingten Strukturwandlungen in der Gesellschaft und auch gegenüber den veränderten und sich weiterhin verändernden Lebensformen.‟
Was interessiert mich als Katholik zeitgenössische Denkströmungen? Mich interessieren zeitgenössische Denkströmungen nicht. Das ist eh alles Quatsch. Mich interessiert das höchstens als Priester, damit ich das studieren kann und dann die Gläubigen davor warnen kann. Aber hier steht nicht davor warnen, sondern offene Haltung. Was hat das mit Tradition zu tun? Die sich verändernden Lebensformen, ja. Dass ich heute einen Fahrschein entwerten muss, früher einen Kutscher hatte – das sind die Sachen, die sich ändern. Aber was hat das mit Tradition zu tun? Ich bin heute in einer Gesellschaft, die vollkommen unchristlich geworden ist, die jedes Jahr 55 Millionen Kinder ermordet, aber über die angeblichen sechs Millionen Juden im Zweiten Weltkrieg – das hat immerhin sechs Jahre gedauert – so viel jammert und gleichzeitig 55 Millionen Kinder jedes Jahr umbringt. Das ist die Struktur der heutigen Gesellschaft. Was hat das mit Tradition zu tun? Das ist ja alles gegen Tradition. Hier müsste eine glühende, brennende Warnung stehen vor dem Wechsel, vor der Veränderung, vor dem, was heute so unbestimmt Fortschritt genannt wird. Fortschritt in die Hölle, das ist es.
Escrivá schreibt über das Thema Arbeit: „Die Arbeit ist die ursprüngliche Bestimmung des Menschen und ein Segen Gottes. Sie als eine Strafe anzusehen, ist ein beklagenswerter Irrtum.‟ Das ist Gotteslästerung, was er hier schreibt. Im Buch Genesis, nach der Erbsünde, heißt es als Strafe für die Erbsünde: „Im Schweiße deines Angesichtes wirst du deinen Unterhalt verdienen.‟ Im Paradies hat es keine Arbeit gegeben. Die Arbeit ist die Strafe für die Erbsünde.
Die ursprüngliche Bestimmung des Menschen ist nicht die Arbeit, sondern Halleluja rufen. Die Ehre Gottes ist die ursprüngliche Bestimmung des Menschen. Die ganze Schöpfung hat den einzigen Zweck der Ehre Gottes. Der liebe Gott hat uns alle geschaffen, nicht damit wir in den Himmel kommen, wenn wir schön brav sind, sondern damit wir ihm Ehre erweisen und auf diese Weise in den Himmel kommen. Er will niemanden im Himmel, der ihm nicht Ehre erweist. Er kann gar niemanden in den Himmel hereinlassen, der ihm nicht Ehre erweist. Das wäre gegen seine Natur.
Ein weiterer Punkt, der vom Opus Dei bestätigt wird: José María Escrivá de Balaguer hat zeit seines Lebens gefordert, dass die Kirche von unten aufgebaut wird. Das ist absolut gegen die Lehre der Kirche. Nach der Lehre der Kirche ist die Kirche eine essentiell priesterliche Kirche. Es gibt keine Berufung des Laien ohne den Klerus. Es gibt kein Laientum, ohne dass vorher Papst, Bischöfe, Priester da sind. Es gibt in der gesamten Kirche immer nur eine Berufung von oben. „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt‟, sagt Christus. Eine Kirche von unten ist Quatsch. Eine Kirche von unten ist eine prinzipiell freimaurerische, eine sozialistische und eine gotteslästerliche Idee. Der heilige Pius X. sagt ausdrücklich in Pascendi (Haselböck-Ausgabe, Seite 36), dass hier jene verderbliche Lehre ihr Haupt zu erheben beginnt, die vom Laientum spricht und die das Laientum als Basis der Kirche sieht. Josémaría Escrivá de Balaguer hat Zeit seines Lebens das Laientum als Basis der Kirche verkündet.
Als letzte Bemerkung über das Opus Dei: In den 1950er Jahren hat Pius XII. seligen Angedenkens die Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei unter Exkommunikation gestellt. Das hat Josémaría Escrivá de Balaguer nicht im Mindesten daran gehindert, Kommunisten in das Opus Dei aufzunehmen, ohne von ihnen zu verlangen, dass sie aus der Partei austreten. Dafür gibt es so viele Zeugen, dass ich das hier unbezweifelt sagen kann. Er hat also hier Papst Pius XII. direkten Ungehorsam geboten. Und so jemand ist jetzt angeblich seliggesprochen. Bildet euch euer eigenes Urteil.
Visionen und Wunder
Bevor ich über Visionen und Wunder rede, möchte ich jemanden zitieren, der entschieden mehr Weisheit und Heiligkeit gehabt hat, als ich es jemals haben werde: den heiligen Johannes vom Kreuz.
Der heilige Johannes vom Kreuz war ein Zeitgenosse der heiligen Teresa von Ávila im Spanien des 16. Jahrhunderts, einem der heiligsten Jahrhunderte in Spanien. Er hatte einen solchen Grad der Heiligkeit, dass ihm jederzeit irgendwelche Visionen durchaus normal gewesen wären. Die heilige Teresa von Ávila, die größte Mystikerin der Kirchengeschichte, ist ununterbrochen in Ekstase gegangen. Es war ihr unglaublich peinlich. Sie hat manchmal, damit es ein anderer nicht zu sehen bekommt, sich von Mitschwestern festhalten lassen, weil sie wusste, wenn sie jetzt die heilige Kommunion empfängt, hebt sie wieder ab. So normal war das bei ihr. Es war völlig normal, dass in einer Zeit, wo elektrisches Licht noch fern am Horizont war, in der Nacht die Zelle der heiligen Teresa von Ávila gleißend hell war. Hier sprechen wir von einer Heiligen, die durch die Kirche bestätigt worden ist und somit darf ich auch diese Erzählungen glauben.
Der heilige Johannes vom Kreuz ist ein ähnlicher Fall. Was sagt der heilige Johannes vom Kreuz über Wunder? „Zeichen und Wunder‟, sagt er, „sind eine Gefahr für den Glauben.‟ Widerspricht er hier nicht der Lehre der Kirche, die im Ersten Vatikanischen Konzil definiert hat, dass Wunder heilsnotwendig sind? Nein. Was die Kirche lehrt, ist, nicht alle Wunder zusammen sind heilsnotwendig, sondern die Tatsache des Wunders an sich ist heilsnotwendig. Es ist heilsnotwendig, dass es überhaupt Wunder gibt. Es ist heilsnotwendig, dass ich in jedem Jahrhundert mit den jeweils zur Verfügung stehenden Methoden nachweisen kann: Es gibt Wunder. Es ist heilsnotwendig, dass es überhaupt in Lourdes Heilungen gibt. Es ist heilsnotwendig, dass ich die heilige Eucharistie in gewisser Weise nachweisen kann durch das Hostienwunder von Lanciano, das mit modernsten wissenschaftlichen Methoden bestätigt worden ist.
Aber es ist nicht heilsnotwendig, dass ich zum Beispiel eine Pilgerfahrt an sämtliche eucharistische Wunderstätten unternehme. Wozu? Und hier haben wir den heiligen Johannes vom Kreuz zu dem Thema. Er sagt: „Wunder. Sie können zu einer Art spiritueller Sucht führen.‟ Ich kenne Leute, die sind nicht zufrieden, wenn sie nicht mindestens zweimal im Jahr irgendeine Wunderstätte besucht haben. Und das wird zu einer neuen Religion. Und daher, der heilige Johannes sagt wortwörtlich, darf eine Person Wunder niemals begehren, selbst wenn sie von Gott sind.
Der heilige Johannes, der von Spiritualität und geistlicher Reife mehr verstanden hat als wir alle zusammen, sagt uns klipp und klar, wir sollen nicht den Wundern nachrennen. Der liebe Gott weiß, wo er ein Wunder wirkt. In den ganzen Jahrhunderten, wo es keine Reisebusse gab, hat der liebe Gott Wunder gewirkt an Stellen, wo vielleicht fünftausend Leute in einem Jahrhundert hingekommen sind. Er hat Wunder gewirkt, manchmal, die haben eigentlich nur Skandal erregt und niemanden bekehrt. Aber die Weisheit des lieben Gottes ist halt etwas anderes als unsere. Er hat Wunder gewirkt durch die ganzen Jahrtausende hindurch, Wunder an Stätten, die damals mit normalen Mitteln überhaupt nicht zu erreichen waren. Dieses den Wundern nachrennen ist schlecht.
Man darf nicht, bitte, ich rufe in Erinnerung, eine der größten Pilgerstätten der Geschichte, Santiago de Compostela in Spanien, die Stätte, wo zumindest ein Teil der Reliquien des heiligen Apostels Jakobus aufbewahrt sind. Das war und ist eine der größten Pilgerstätten in Spanien. Die Leute sind dorthin gepilgert, um einen Heiligen zu verehren, nicht um irgendein Wunder zu sehen. Der wirkliche Katholik hat in seinem Inneren nicht gehofft, er würde ein Wunder sehen, weil er sich nicht für wichtig genug gehalten hat, um ein Wunder zu erleben. Das ist es. Aber in diesem Jahrhundert natürlich, wo mit Unterstützung unseres lieben Heiligen Vaters jedem Menschen gesagt wird, wie ungeheuer wichtig er ist, halte ich mich natürlich jetzt plötzlich für wichtig genug, um selber Zeuge eines Wunders zu werden. Das ist das Problem.
Der heilige Johannes vom Kreuz sagt hier weiter, was passiert, wenn man sich zu sehr den Wundern zuwendet:
- Glaubensschwäche: Das Glaubensleben wird allmählich schwächer. Wenn ich meinen Glauben darauf aufbaue, dass ich alle Augenblicke irgendetwas erlebe, ein Blitzschlag, Verwandlung von Wasser in Wein und lauter solche Sachen, da werde ich natürlich enttäuscht werden.
- Geistige Behinderung: Wenn jemand Visionen nicht zurückweist, behindern sie seinen Geist, sodass er sich nicht zum Unsichtbaren aufschwingen kann. Das ist einer der Gründe, warum die Gottesmutter vorliebend Kindern erscheint, die hier völlig natürlich und normal einfach den Mund aufreißen: „Ah, oh, ah. Dort, schau her.‟ Und nicht gleich irgendwelche Schlüsse daraus ziehen.
- Fehlende Loslösung: Die Person bleibt zu sehr an diesen Dingen haften und schreitet nicht voran zur wahren Entsagung und Loslösung des Geistes. Wie wichtig unserem Herrn Jesus Christus ist, dass wir an ihn glauben und nicht ständig Beweise suchen, zeigt eine der größten Heiligen der letzten Zeit, nämlich die heilige Theresia vom Kinde Jesu. Die hat Gott selbst zwei Jahre lang mit Glaubenszweifeln quälen lassen. Der liebe Gott hat es zugelassen, dass der Teufel dieser Heiligen zwei Jahre lang Glaubenszweifel gibt. Sie ist in Glaubenszweifeln gestorben und sie ist heiliggesprochen worden, weil sie jeden Tag, ungeachtet dieser Zweifel, schlicht und einfach gesagt hat: „Ich glaube, was du sagst, weil du es sagst‟, der Glaubensakt. Das ist es. Die hat nicht gewartet auf ein Wunder, auf eine Vision. Gott sei Dank, denn sie ist jetzt im Himmel.
- Weniger Andacht: Man empfängt den Geist der Andacht nicht in so reichem Maße. Ist ja logisch, wenn ich dauernd meiner Neugier völligen Freilauf lasse, schadet das der Andacht nur. Wenn ich meinen Glauben aufbaue auf irgendwelche sensationellen Ereignisse, dann habe ich keinen Glauben. Es gibt kein sensationelleres Ereignis als das Kreuz und die Auferstehung. Das sensationellste sichtbare, für jeden Menschen sichtbare Ereignis hängt hier an der Wand. Und das sensationellste und jederzeit vorhandene Wunder geschieht morgen früh wieder auf diesem Altar hier, nämlich die heilige Messe. Was interessieren mich irgendwelche Rasenkreuze, wenn ich hier eine heilige Messe habe? Ich kann euch ganz ehrlich sagen, was ich machen würde, wenn ich in meinem Garten ein Rasenkreuz sähe: Ich würde einen Rasenmäher nehmen und den Rest auch abmähen. Und dann sehen wir mal, was am nächsten Tag ist.
- Verlust der Gnaden: Die Person verliert die Gnaden Gottes, da sie diese als ihr gebührend annimmt. Genau das ist es. Die Sucht nach Wundern und Erscheinungen ist nichts anderes, als sich selbst so wichtig zu machen, dass ich das erleben muss. „Mir steht es zu, dass ich Zeuge eines Wunders werde.‟ Das ist purer Hochmut. Der wirklich geistliche Mensch, der wirkliche Katholik, wird, wenn er Zeuge eines Wunders wird, nur peinlich berührt sein. „Mir, oh Herr?‟ Das war die Reaktion von allen Heiligen, die Wunder und Visionen erlebt haben. Alle haben sie einhellig so reagiert, dass sie gesagt haben: „Was? Wieso ich?‟ Wie ich euch geschildert habe, der heiligen Theresia von Ávila war das unglaublich peinlich, wie sie gemerkt hat, dass sie sehr oft nach der Heiligen Kommunion levitiert hat, abgehoben hat, die Schwerkraft überwunden hat. Das ist die richtige Einstellung zu Wundern.
- Öffnung für den Teufel: Eine Bereitschaft, diese Dinge zu empfangen, öffnet dem Teufel Tür und Tor. Und das ist der wichtigste Punkt. Wenn ich auf ein Wunder warte und hoffe, dann kann es sehr leicht sein, dass dieses Wunder und diese Vision irgendwo um die Ecke schon lauert. Echte Wunder kann der Teufel nicht wirken, das wissen wir. Er kann aber sehr wohl Dinge mit den Naturgesetzen treiben, die uns noch nicht ganz vertraut sind und uns als Wunder erscheinen. Auf jeden Fall aber kann der Teufel uns Visionen geben.
Ich werde jetzt zu diesem Thema den heiligen Franz von Assisi zitieren. Als der heilige Franz bereits die Stigmata empfangen hatte, erschien einem seiner Brüder, die bei ihm im Kloster waren, „Christus‟, wie der Bruder sagte. Dieser Bruder, ein braver, gehorsamer Mensch, ist zum heiligen Franz gegangen und hat gesagt: „Lieber Franz, mir ist Christus erschienen.‟ Der Franz fragt den Bruder: „Ach so? Interessant. Was hat er denn so erzählt?‟ Und der Bruder plaudert aus der Schule und sagt: „Ja, Christus hat das gesagt und das gesagt und das gesagt‟. Der heilige Franz hat sofort erkannt, dass das nicht Christus ist, der hier spricht, sondern ein Teufel. Er sagte diesem Bruder: „So, jetzt pass auf. Du bist doch mir im Gehorsam untertan.‟ Der Bruder hat gesagt: „Ja, heiliger Franz, selbstverständlich.‟ Hat er gesagt: „Wenn dir Christus noch einmal erscheint, dann gehst du hin und sagst: ‚Tu deinen Mund auf, damit ich hineinscheißen kann.’‟ Zitat Fioretti des heiligen Franz. Christus ist wieder erschienen. Da weiß man sofort, das ist nicht echt. Und der gehorsame, brave Bruder sagt zu Christus: „Tu deinen Mund auf, damit ich hineinscheißen kann‟. Worauf dieser angebliche Christus brüllt und verschwindet. So berichtet vom heiligen Franz. Und genau das ist die richtige Einstellung.
Der heilige Johannes vom Kreuz sagt wortwörtlich (für den, der das nachlesen möchte, Seite 124 in dem Buch vom heiligen Johannes vom Kreuz, „Der Aufstieg‟): „Der Teufel freut sich überaus, wenn eine Person danach verlangt, Offenbarungen zu erhalten‟.
Aktuelle Erscheinungen und ihre Entlarvung
Jetzt schauen wir uns einmal die Offenbarungen und Erscheinungen an, die es heute gibt. Über eine musste ich heute schon sprechen: Medjugorje. Ich überlasse das einmal eurem eigenen Urteil. In Medjugorje, so wird zuverlässig berichtet und das ist durch Zeugen belegt, betet die Gottesmutter mit den Kindern dort, mittlerweile sind es ja Jugendliche, halb Erwachsene, den Rosenkranz. Die Gottesmutter betet den Rosenkranz. Was sagt man dazu? Sie sagt zu sich selbst: „Ave Maria‟. Sie bittet darum, dass uns armen Sündern beigestanden wird. Die Gottesmutter. Die sündenfreie Gottesmutter. Die Gottesmutter bittet darum, dass sie in der Todesstunde sich selbst beisteht. Sie bittet in der zweiten Hälfte des Vaterunsers um das tägliche Brot. Sie bittet in der zweiten Hälfte des Vaterunsers darum, dass man ihr vergibt, so wie sie ihren Schuldigern vergibt. Sie bittet in der zweiten Hälfte des Vaterunsers, und hier wird es gotteslästerlich, darum, dass sie nicht in Versuchung geführt wird.
Wie hat sich die Gottesmutter verhalten bei den Marienerscheinungen, die eindeutig bewiesen sind? In Lourdes hat sie der kleinen Bernadette Soubirous gesagt: „Bete gefälligst den Rosenkranz‟, und die Kleine hat den Rosenkranz gebetet. Die Gottesmutter ist so dort gestanden. Und beim „Ehre sei dem Vater‟ hat sie nicht einmal mitgesprochen, sondern nur sich verneigt. In Fatima hat sie den Kindern gesagt: „Betet den Rosenkranz‟, sie hat den Kindern nicht ein einziges Mal erklärt, wie man das „Ave Maria‟ zu beten hat. Das wäre verständlich. Es wäre vorstellbar, dass sie einem ignoranten Kind sagt: „Nein, das betest du nicht richtig. Du musst sagen Ave Maria, gratia plena, Dominus tecum‟ und so weiter. Das wäre vorstellbar. Da sagt sie: „Ich erkläre dir jetzt, wie man das macht.‟ In Fatima hat sie die Kinder gebeten, den Rosenkranz zu sprechen und hat nicht mitgebetet. Weil nämlich die Gottesmutter den Rosenkranz gar nicht beten kann.
Ein weiterer Punkt, der durch Zeugen bestätigt ist: In Medjugorje hat die Gottesmutter, die in La Salette mit Sicherheit glaubhaft erschienen ist, gesagt: „Ich bringe euch eine frohe Botschaft, nicht eine Drohbotschaft wie in La Salette‟. Das heißt, sie korrigiert sich selbst. Ein Papst, der seine Vorgänger korrigiert, ist ein Verräter. Die Gottesmutter kann sich nicht selber korrigieren. Das ist nicht möglich.
Ich kann euch aber erklären, woher das kommt. Ich hatte die Möglichkeit, in Rom Einsichtnahme zu haben in Prozessakten, die sich mit dem Fall Medjugorje befassen. Es gibt ja dort zwei Franziskanerpriester, die das Ganze in Schwung gebracht haben. Und da gab es einen kircheninternen Prozess, weil der zuständige Bischof in Rom interveniert hat und gesagt hat, da muss man was machen, das muss weg. Natürlich, zunächst sagt das gar nichts. In Fatima, La Salette und Lourdes gab es auch Protest von Seiten der Kirche, das ist ganz normal. Überall, wo etwas Gutes kommt, bekämpft der Teufel es. Also, das ist noch kein Zeichen.
Man ist aber der Sache auf den Grund gegangen und es hat sich herausgestellt, dass hier die sogenannten Seher sich zunächst einfach einen Scherz erlaubt haben, für Kinder halt. Dieser Scherz hat funktioniert. Es kamen plötzlich Pilger in Scharen, worauf die beiden Franziskaner-Pater das in die Hand genommen und gesagt haben: „Ihr müsst weitermachen‟. Das ist also keine dämonische Vision oder so, ist keine Erscheinung des Teufels, sondern hat schlicht und einfach angefangen als ein Schwindel.
Es gibt andere Marienerscheinungen, da kann man deutlich nachweisen, dass der Teufel dahintersteckt. Zum Beispiel die amerikanische Erscheinung Bayside, die man auch sofort entlarven kann, weil dort die Gottesmutter ähnlichen Schwachsinn spricht wie den folgenden Satz: „Die UFOs sind Vehikel der Dämonen.‟ Es ist aber merkwürdig, dass die Königin der Engel nicht weiß, woraus ein Engel besteht. Es ist merkwürdig, dass die Königin der Engel nicht weiß, dass ein Engel entschieden kein Vehikel braucht, um sich zu bewegen und auch ein Dämon nicht. Es ist merkwürdig, dass die Königin der Engel hier nicht kapiert hat, dass auch ein Dämon größte Schwierigkeit hat, anders als durch Effekt irgendwo anwesend zu sein, und niemals in sich irgendwo anwesend sein kann, selbst wenn ihn ein Exorzist dorthin verbannt.
Wie man echte von falschen Erscheinungen unterscheidet
Wie kann ich nun eine echte von einer falschen Erscheinung unterscheiden? Das ist die große Frage. Ich lese irgendwo in einem frommen Blatt, dass da die Gottesmutter schon wieder erschienen ist und irgendetwas gesagt hat. Dann sehe ich, dass dort zigtausend Leute hinpilgern und unglaublich viel Beichten gehört werden und so weiter. Ist das ein Zeichen, dass die ganze Sache in Ordnung ist? Nein, oh nein. Täuscht euch nicht. Der Teufel ist bereit, eine Menge guter Dinge zuzulassen, damit er dann etwas Schlechtes bewirken kann. Vergesst nicht, Satan ist der Affe Gottes, simia Dei. Er imitiert Gott, aber er hat nicht das übernatürliche Wissen. Er hat nicht das Wissen, das notwendig ist, um Gott immer glaubhaft zu imitieren.
Ihr kennt das Sprichwort: „Gott schreibt auf krummen Zeilen gerade.‟ Na ja, der Teufel schreibt auf geraden Zeilen krumm. Und die geraden Zeilen, das sind wirkliche Bekehrungen, das sind echte Beichten. Und die geraden Zeilen, das sind die Gnaden, die dem Pilger zuteilwerden, wie die Kirche immer schon gesagt hat. Und die krummen Zeilen sind, dass dadurch Verwirrung hervorgerufen wird, falsche Botschaften verbreitet werden und die Leute vom rechten Weg abgebracht werden.
Wenn irgendwo zum Beispiel die Gottesmutter sagt, es ist völlig egal, wie ihr die heilige Kommunion empfangt, in die Hand oder im Mund, wie ihr wollt, dann ist das schon eine Botschaft, die jetzt eindeutig nicht mehr gerade ist, sondern krumm. Denn es ist kaum vorstellbar, dass ein Mensch, der regelmäßig die Handkommunion empfängt, seinen Glauben bewahrt. Nur ein ganz Blinder kann trotzdem den Glauben bewahren. Die Macht ist immer in der Hand. Die Hand ist das Symbol der menschlichen Macht. Bei der Priesterweihe hat mir der Bischof die Hände aufgelegt und mich damit zum Priester gemacht. Die Macht kam also durch die Hand. Die Hand ist das Symbol der Macht. Und in dieses Symbol der Macht soll ich Unwürdiger den Leib des Herrn Christus selbst, die heilige Dreifaltigkeit selbst empfangen. Das ist doch widersinnig. Das ist doch unlogisch. Dieser Ratschlag kann doch nicht von der Gottesmutter kommen. Nein, er kommt vom Teufel. Er kommt in der Tat vom Teufel. Und genau das ist der Zweck der ganzen Sache.
Die Marianische Priesterbewegung vom Don Gobbi hat nur den Zweck, all diesen Priestern, die so konservativ und fromm und brav sind, die aus Ignoranz – nicht aus Bosheit – an dieser blödsinnigen Marianischen Priesterbewegung teilnehmen, durch einen Propheten gesagt zu bekommen, dass das Zweite Vatikanum großartig ist, dass die Ökumene großartig ist, dass man in allen Religionen selig werden kann. Juhu! Und genau das ist es. Der Zweck der modernen Marienerscheinungen ist uns mitzuteilen, dass wir überall selig werden können. Auch diese Vassula, das hübsche blonde Mädchen, erzählt uns genau den gleichen Schmarrn. Und genau damit können wir sie entlarven.
Wenn mir irgendjemand, und sei es ein Engel selbst, erzählt, dass die Mohammedaner mit uns zu einem Gott beten, dann weiß ich, dass der Teufel spricht. Und das ist mir egal, ob hinter diesem Zitat steht: „Lumen Gentium 16‟, oder Johannes Paulus der Zweite in Redemptor Hominis, oder andere Enzykliken. Wenn irgendwo ein Satz durch meinen normalen menschlichen Hausverstand, nicht mein Urteil, sondern das Urteil von vielen, das Urteil vor allem nämlich der großen Päpste von früher, nicht mit der Lehre der Kirche übereinstimmt, dann weiß ich, dass hier der Teufel spricht und nicht Gott. Sehr einfach.
Wenn mir irgendein Prophet, die Gottesmutter in Medjugorje, der Don Gobbi angeblich nach Marienerscheinung, die Vassula, Johannes Paulus der Zweite oder das Zweite Vatikanische Konzil – sie sind alle auf einem Niveau, im Grunde genommen – irgendetwas erzählt, was so genau im Syllabus drinsteht, im Syllabus aber verurteilt worden ist, dann weiß ich, wer der Autor des Ausspruches ist: Der da unten. Ganz klar.
Wenn mir irgendjemand sagt, es ist gut, dass der Staat und die Kirche getrennt sind, weiß ich, wer der Autor ist. Weiß ich sofort. Im Syllabus steht drinnen: „Es ist nicht gut in unserer Zeit, dass der Staat und die Kirche weiterhin miteinander sind. Sie müssen getrennt sein.‟ Dieser Satz ist verurteilt. Und mich interessiert nicht, welche Position, welche Unterschrift, welche großen Wundererscheinungen derjenige hat, der mir das Gegenteil sagt. Und sowohl in Medjugorje höre ich das, als auch vom Don Gobbi, als auch von der Vassula, als auch von Johannes Paulus dem Zweiten, als auch vom Zweiten Vatikanischen Konzil. Kann ich nur sagen, bona notte, gute Nacht, interessiert mich nicht. So etwas kann ein Katholik nicht annehmen.
Vorgehensweise und Schlussbemerkungen
Wie schaut ihr jetzt, wenn ihr irgendwo etwas lest, ob das stimmt oder nicht? Nun, die erste große weise Entscheidung ist, einmal zu sagen: „Interessiert mich nicht.‟ Das Allerbeste. Wenn ihr bei der nächsten Marienerscheinung irgendwas hört, kümmert euch nicht darum. Interessiert mich nicht. Wozu? Ich kann euch ganz ehrlich sagen, ich hätte mich 1917 in Portugal für die Marienerscheinung in Fatima überhaupt nicht interessiert. Ich wäre daher auch leider nicht Zeuge dieses großartigen Wunders geworden. Was für ein Pech. Wir sind ja sowieso keiner von uns hier Zeuge geworden. Na und? In dem Moment, wo dann ein Papst sagt: „Ja, das war echt‟, und die Beteiligten einmal heiliggesprochen sind, sage ich: „Oha, da schau her, hab ich halt versäumt‟. Aber berührt das meinen Glauben? Überhaupt nicht. Im Gegenteil. Wie der heilige Johannes vom Kreuz mit einer Erfahrung, die zehnmal größer ist als unsere zusammen, ganz richtig sagt: Kümmert euch nicht drum. Das ist mal das Allererste.
Und was macht ihr jetzt, wenn ihr euch aus irgendeinem Grund gezwungen seht, mit so einer Marienerscheinung auseinanderzusetzen? Es kann ja zum Beispiel sein, dass jetzt plötzlich die achtzehnjährige Tochter dorthin reist. Ihr seid also plötzlich aus irgendeinem Grund gezwungen, ihr müsst euch damit auseinandersetzen. Nun, dann geht ihr zunächst einmal zu einem Priester, von dem ihr wisst, dass er erstens die alte Liturgie zelebriert, also hier die wahre Form des Glaubens bewahrt hat, und zweitens kein Sedisvakantist ist. Und drittens kein Spinner. Mit einem Wort, da ich in Wien bin, ihr wendet euch an einen hochwürdigen Herrn Pfarrer Zunam und fragt ihn: „Hochwürdiger Herr Pfarrer, ist das echt, ja oder nein?‟
Nun, da seid ihr natürlich nicht bei der endgültigen Autorität, das ist ja ganz klar. Aber er kann euch dann helfen und sagen: „Schaut euch das an. Da sind Zeugnisse, hier sind die Aussagen dieser Erscheinung. Hier könnt ihr nachlesen, was die angebliche oder echte Gottesmutter dort gesagt hat.‟ Und dann könnt ihr in sehr vielen Fällen selbst draufkommen, dass es nicht stimmt. Wie ich gesagt habe, eine Gottesmutter, die das „Ave Maria‟ betet, ist keine Gottesmutter. Ein Humbug, das Ganze. Das ist auch bestimmt keine Dämonenerscheinung, weil ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass ein gefallener Engel so blöd ist, die Gottesmutter imitieren zu wollen, indem man das „Ave Maria‟ spricht. Das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Das Ganze ist ein typischer Kinderscherz.
Und wenn ihr jetzt irgendwelche Aussagen in der Hand habt und ihr kommt immer noch nicht damit zurecht, dann geht ihr wieder zu dem Priester und schaut euch das mit ihm gemeinsam an. Und im Notfall, wenn ihr das nicht habt und das unbedingt so wichtig ist, dann holt euch die von mir erwähnten päpstlichen Enzykliken und schaut dort nach. Von Haselböck in der Übersetzung kriegt man den Syllabus. Und wenn ihr zu Hause den Syllabus liegen habt, dann braucht ihr nur schauen: In dem Moment, wo die Vassula irgendetwas sagt, was im Syllabus verurteilt ist, dankt ihr dem wahrscheinlich heiligen Pius dem Neunten für seinen Syllabus und vergesst die Vassula. Und wenn ihr dann irgendjemanden davon überzeugen müsst, dann müsst ihr natürlich in Geduld und Liebe, wie das immer halt ist, dass man sich vor allem in Geduld wappnen muss, dann versuchen, denjenigen zu überzeugen. Allerdings geht diese Pflicht nur so weit, beachtet: Ihr seid nur bis zu jenem Punkt verpflichtet, jemanden mit Geduld überzeugen zu wollen, bis er merkt, der will es nicht hören. Wenn jemand sagt: „Aha, wie ist das? Und wieso ist das so? Und was heißt das? Und wie kommst du darauf? Und wieso behauptest du das?‟, dann habt Geduld. Erst wenn er sagt: „Das will ich nicht hören, interessiert mich nicht‟, dann geht nach dem Evangelium vor, steht auf und geht weg. Das ist die Methode.
Jeder der Anwesenden muss sich darüber klar sein. Für einige ist das bereits der Fall, für andere wird es unter Umständen einmal der Fall sein. Wir müssen imstande sein, um der Wahrheit und der Liebe Christi willen, etwas, was uns am Herzen liegt, auch zu opfern, weil wir nicht die Sicherheit haben, dass es echt ist. Bitte vergesst niemals: Der wirkliche Katholik wird im Zweifelsfalle ein Wunder ablehnen und eine Vision ablehnen.
Man hat über mich erzählt beim Pfarrer von Spinges, dass ich gesagt hätte, diese Rasenkreuze seien unecht. Das habe ich nie gesagt. Das war mir egal. Das interessiert mich nicht. Mich interessiert das erst dann, wenn mir jemand begegnet und sagt: „Dieses Rasenkreuz hat mir folgendes mitgeteilt.‟ Dann werde ich sagen: „Opla, mit dir hat also ein Rasenkreuz gesprochen?‟ Ich wüsste über diese Vassula da überhaupt nichts, wenn nicht so viele Leute schon zu mir gekommen wären und mich gefragt hätten: „Sag mal, wie ist das eigentlich mit der?‟, worauf ich wieder fragen musste: „Weiß ich nicht. Was redet die denn so?‟ Und dann habe ich mir erzählen lassen, was sie redet. Dann bin ich natürlich sehr rasch draufgekommen: Das Ganze ist ein Schwindel. Eben wegen Religionsfreiheit. In dem Moment, wo irgendjemand die Religionsfreiheit verkündet, ist er kein Katholik mehr. Die Religionsfreiheit ist verurteilt worden, wortwörtlich in ihrem ganzen Gedankengut und als solche von Papst Gregor XVI., von Papst Pius IX., von Papst Leo XIII., von Papst Pius X., von Papst Pius XI., von Papst Pius XII. Wenn jemandem das nicht genügt, soll er aus der katholischen Kirche austreten und einer anderen Religion beitreten, und ich wäre ihm dankbar. Das ist alles, was ich dazu sagen kann. Wer es fassen kann, der fasse es. Quis capere potest capiat, hat Christus gesagt. Er hat nicht gesagt: „Ich bringe euch hier eine unterhaltsame, bequeme Lehre.‟ Er hat gesagt: „Ich bin die Wahrheit, und wer es fassen kann, der fasse es. Und wer nicht für mich ist, ist gegen mich.‟ Aus. Schluss. Das ist die einzige Art, wie ein Katholik reden kann: Ja, ja, nein, nein.
Im April wird der Doktor wieder zu uns kommen. Da haben wir schon ein Thema angekündigt. Wir werden reden: „Warum ist die neue Messordnung eigentlich schlecht?‟
Herzlichen Dank im Namen aller, die anwesend waren.
Abschluss / Fragen
Frage aus dem Publikum: Kommen die Neo-Katholischen Bewegungen, die Geheimdienste, die anderen auch geheime Punkte?
Dr. Hesse: Ja, das ist aber nicht so. Da braucht man sich nicht den Kopf zerbrechen über deren Geheimhaltung. Sie reden viel zu viel Blödsinn. Die kann man sofort durchschauen. Ja, ja. Man muss nur die Veröffentlichung lesen. Das ist so wie mit dem Opus Dei. Man muss im Opus Dei nur das lesen, was die selber sagen und schreiben. Das widerlegt sie am allermeisten. Ich brauche nicht irgendwelche Bücher von irgendwelchen Leuten, die das Opus Dei hassen wie die Pest und vielleicht nicht ganz die Wahrheit schildern.
Frage aus dem Publikum: Stichwort Neue Evangelisation.
Dr. Hesse: Das hatten wir doch einmal gehabt. Neue Evangelisation. Der gleiche Blödsinn wie ein Neues Pfingsten.
Frage aus dem Publikum: Oder Religionslehrer an der Stelle der Religion.
Dr. Hesse: Das wäre ein eigener Vortrag.