Sind Brot und Wein nur Symbole?
Bei der Eucharistie werden das Brot und der Wein umgewandelt in Körper, Seele, Person und Gottheit Jesu Christi und gelten nicht, wie im evangelischen Verständis, als Symbole der Erinnerung.
Ist die katholische Eucharistie (oder "letztes Abendmahl" im evangelischen Jargon) nur ein symbolischer Akt zum Erinnern an Christi Opfer, oder geschieht hier mehr? Nach Anschuldigungen, dass Katholiken einen Keks anbeten würden, will dieser Artikel erklären, was die katholische Sicht auf die Eucharistie und das letzte Abendmahl ist.
Bibelverse
Die Grundlage für den Streit bildet das Kapitel Johannes 6:
Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt. (…) Mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise und mein Blut ist wahrhaft ein Trank.
Johannes 6:51-58
Nach diesen Worten streiten sich selbst die Juden, ob dies symbolisch oder wortwörtlich gemeint war:
Da stritten die Juden untereinander, und sprachen: Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben?
Johannes 6,53
Wenn Jesus den Satz nur symbolisch gemeint hätte, wäre seine Lehre ja nicht schwer zu glauben gewesen: "Nehmt dieses Brot und gedenkt meines Opfers" - warum würden sich Jünger deswegen von ihm abwenden? Es wäre genauso unkontrovers wie eine Gedenkensfeier bei einem Firmentreffen.
Von der Zeit an traten viele von seinen Jüngern zurück, und wandelten nicht mehr mit ihm.
Johannes 6, 67
Das katholische Verständnis des Verses ist folgendes: Christus ist das Opferlamm, die Erfüllung des alttestamentlichen Opfers. Die katholische Messe ist nichts anderes als die Fortführung des alttestamentlichen Opferritus, die Kirche ist das neue Volk Israel. Gott benötigt Opfer, um unsere Sünden zu vergeben, im AT opfern wir Tiere und Gaben, im NT opfern wir das perfekte Opfer: Christus selber.
"Ja", sagen Protestanten, "aber er ist doch nur einmal am Kreuz gestorben, da brauchen wir ihn doch nicht wieder und wieder zu opfern?" Jesus spricht:
Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht essen und sein Blut nicht trinken werdet, so werdet ihr das Leben nicht in euch haben!
Johannes 6,54
Wenn es notwendig ist, Christi Fleisch zu essen, kann man dann heute an der Wursttheke also "eine Scheibe Jesus Christus" bestellen? Nein. Christus ist hier drei Personen in einem: der Hohepriester, das Opfer und der Gott, dem geopfert wird. So wie im Alten Testament vom Opfer gegessen wurde, so essen auch wir von seinem Fleisch.
Christus wird hierbei nicht "neu" geopfert, sondern, da er außerhalb der Zeit steht, reisen wir praktisch in der Zeit: Die Messe ist gleichzeitig das letzte Abendmahl sowie Christus, der am Kreuz hängt. In der bildlichen Darstellung wird hierbei oft der Moment verwendent, in der das Blut Christi aus seiner Seite strömt:
Um dieses Opfer fortzuführen, hat Christus uns Bischöfe und Priester gegeben. Nicht jeder Christ hat die Macht, Fleisch und Brot zu wandeln (siehe auch:Gegen Luthers "Priestertum des Volkes"), sondern nur ein gültig geweihter Priester in der apostolischen Sukzession, in der jeder katholische Priester seine geistige Abstammung auf die Apostel zurückführen kann.
Ist der Kelch des Segens, über den wir den Segen sprechen, nicht Teilhabe am Blut Christi? Ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi?
1 Korinther 10:16-17
Protestanten versuchen, zu erklären, dass hiermit der mystische Leib Christi gemeint ist, also Teilhabe an der Kirche / Gemeinschaft, nicht aber am physischen Leib. Allerdings ist diese Erklärung unlogisch, denn jeder Christ ist automatisch Teil des mystischen Leibes, wenn Paulus hier das Trinken / Essen als Akt der Teilhabe meint, kann damit nicht der mystische Leib gemeint sein. Es gibt zwei Wege, zu widerlegen, dass hiermit wirklich der physische Leib Christi gemeint ist: der erste ist es, in die Tradition zu schauen und zu sehen, ob diese neue Lehre von der Symbolik und dem "mystischen Leib" schon immer geglaubt wurde.Kirchenväter
Lasst uns Gott gehorchen, und ihm nicht widersprechen; wenn auch das, was gesagt wird, entweder unsern Gedanken, oder unsern Augen zu widersprechen scheint; denn seine Rede ist untrüglich; unser Sinn aber wird leicht betrogen.
Hl. Chrysostomos — 44. / 45. Homilie über den hl. Johannes
Er nahm dieses geschaffene Ding, Brot, und dankte dafür und sagte: ‚Dies ist mein Leib.‘ Und ebenso den Kelch, der Teil dieser Schöpfung ist, zu der wir gehören, bekannte er als sein Blut und lehrte das neue Opfer des neuen Bundes.
Justin der Märtyrer — Ante-Nicene Fathers Volume 1, XVII
Christus ist unser Brot; weil Christus das Leben ist, und Brot ist Leben. [...] Sein Leib wird als Brot betrachtet: ‚Das ist mein Leib.‘
Tertullian (150 - 220) — Latin Christianity, Tertullian, VI.
Denn er war das Passah, das seit Alters [her] verkündet worden war und das an diesem bestimmten Tag erfüllt wurde.
Hl. Hippolyt von Rom — Fragments from Other Writings of Hippolytus
Die Kirchenväter betonen die Realität der eucharistischen Verwandlung, nicht eine bloße symbolische Bedeutung. Nachdem der Apostel erwähnt hat, dass das Brod und der Wein vom Herrn verwondelt (consecrirt), und die heiligen Geheimnisse den Aposteln zu verwalten übergeben worden seyen, fügt er bei: Es prüfe aber der Mensch sich selbst, und dann esse er von diesem Brode, und trinke von dem Kelche. Denn wer unwürdig isst und trinkt, isst und trinkt sich das Gericht, weil er den Leib des Herrn nicht unterscheidet." - 1. Korinther 11, 28 Wäre aber, wie die Ketzer faseln, im Sakramente nichts Anderes zu verehren, als ein Gedächtniss und Zeichen des Leidens Christi, wozu war es dann nöthig, mit so ernsten Worten die Gläubigen zu ermahnen, dass sie sich selbst prüfen sollen?Katechismus von Trient